Wir erleben aktuell das grösste Welt-Erziehungs-Programm der gesamten Menschheitsgeschichte. Millionen Menschen wird der Mund verboten, ihr Denken in ein moralisch fragwürdiges Korsett gezwungen und ihre Meinungen öffentlich verurteilt und verbannt. Milliarden Konten wurden auf Facebook, Twitter und Instagram gelöscht. Die Inquisition feiert gerade ihr Comeback.
Ein Plädoyer an die kritische Vernunft.
Im Namen der Gerechtigkeit und der Menschlichkeit: Halt die Fresse! So hallt es derzeit durch alle Schluchten des Online-Hades. Der moralische Meter scheint genormt, hat jedoch nicht für alle die gleiche Länge und der Kompass der Political Correctness flippert von Nord nach Süd, je nachdem, auf welcher politischen Koordinate man sich gerade befindet. Die Inquisition der Moral ist voller Widersprüche und Ungerechtigkeit. Die Massnahmen gegen die Hassrede bekämpfen nicht das Feuer, sie sind Brandbeschleuniger und treiben tiefe, schier unüberwindbare Schrunde in das Gefüge der Gesellschaft.
Die auf den ersten Blick fair klingenden gemeinschaftlichen Standards sind derart vage formuliert, dass jegliches Fundament der Vernunft im Treibsand der ideologischen Selbstgerechtigkeit versinkt. Zumal genau diese Standards jegliche Diskussion über das zwischenmenschliche Zusammenleben verraten und sabotieren.
Ein Blick in die Facebook-Gemeinschaftsstandards und die Richtliniendetails zu Hassreden macht schnell klar, dass Meta alles und jeden völlig willkürlich sanktionieren und sperren kann. Es gibt jedoch einen Trick, um eine mögliche Sperrung zu vermeiden – man unterlässt einfach jede Kritik und erstickt jeden noch so schüchternen Anflug von kritischer Vernunft sofort im Keim.
Twitter nimmt in seinen Richtlinien zu Hass schürendem Verhalten Bezug auf Artikel 2 der Menschenrechte, klammert aber das Recht auf politische oder sonstige Überzeugung und damit die Meinungsfreiheit ganz bewusst aus, nur um einen Absatz weiter darauf hinzuweisen, dass die freie Meinungsäusserung ein Menschenrecht sei. Gesperrt werden trotzdem Millionen von Konten, viele ohne jegliche Begründung.
Ob bei Facebook oder Twitter, diese Richtlinien werden inkonsequent und äusserst einseitig umgesetzt. So werden Gewaltaufrufe gegen Massnahme- kritiker selten sanktioniert und Facebook erlaubt im Ukraine-Krieg Gewaltaufrufe gegen Russland. Man will nicht die Hassrede abschaffen, man will nur das Hassrede-Monopol. Es geht nicht um Gerechtigkeit, es geht um eine Agenda zur Weltmacht. Moral und Ethik sind nur Mittel zum Zweck.
Wie viele Konten gesperrt wurden, ist nicht transparent und wird nur in Teilen veröffentlicht, die der Toleranz entsprechen. Im Jahr 2018 sperrte Twitter zum Beispiel 70 Millionen Konten in nur zwei Monaten, und Facebook sperrte von Oktober bis Dezember 2020 sogar 1,3 Milliarden Konten.
Die Inquisitoren im dunklen Mittelalter schnitten Ketzern und den Blasphemie Beschuldigten mit glühenden Messern und Scheren auf grausamste Weise die Zungen ab oder markierten sie mit dem Brandeisen. Das heutige Vorgehen ist viel zivilisierter und subtiler, aber nicht weniger grausam und wirkungsvoll.
Heute wird nicht nur Millionen von Menschen der Mund verboten, das Recht auf eine eigene Meinung abgesprochen und ihre Accounts gesperrt, sie werden immer auch ihrem geistigen Eigentum beraubt. Denn Posts und Tweets sind mehr als zu Sätzen zusammengestückelte Wörter. Es sind Statements, Erinnerungen, Erkenntnisse, Destillate und Ausdruck ihres Denkens, Fühlens, Erlebens, Glaubens und Seins. Es ist unsere Fähigkeit zu sprechen und zu kommunizieren, die uns zu Menschen macht.
Unsere Sprache macht unser Denken überhaupt erst möglich. Wer jemandem das Wort verbietet, unterdrückt seine individuelle Art des Ausdrucks. Wer Gewalt anwendet, dem sind seine Perspektiven, Optionen und Argumente ausgegangen. Konten zu sperren ist eine erbärmlich infantile Art fehlende Argumente mit Gewalt durchzusetzen. Führen durch Angst. Unbequeme Meinungen sind keine brennenden Pfannen, die man mit einem Deckel einfach ablöschen kann. Wann in der Geschichte der Menschheit hat soziale Unterdrückung je zu Gerechtigkeit und Frieden geführt?
Ist dies die Art, wie wir zusammenleben wollen? Entspricht dies unserem Verständnis von Gerechtigkeit, von Kommunikation, von Argumentation und von aufeinander zugehen und Brücken zu bauen? Selbstgerechtigkeit täuscht uns nur zu leicht über die Tatsache hinweg, dass wir es sind, die eines Tages auf der anderen Seite stehen könnten.
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Jack Kabey
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