Thriller
Bubble
Ruben rückte sich den Hemdkragen zurecht und blickte auf seine Uhr. Es ist 09:56 Uhr. Mit seinem linken Zeigefinger tippte er auf den Knopf neben dem Fahrstuhl. Es schien, als ob all die unbeantworteten Fragen in seinem Kopf Billard spielen würden und seine Augenhöhlen die »Taschen« wären. Er versuchte seine Gehirnsynapsen zu beruhigen, da fiel ihm ein, dass diese ja vielleicht ihn zu beruhigen versuchen. Na ja, wie auch immer. Er drückte erneut den Fahrstuhlknopf. Mit einem Bing öffnete sich die Tür.
Im zweiten Untergeschoss angekommen trat Ruben in den warm ausgeleuchteten Flur, sein Handy und Tablet bereit zur Abgabe beim Sicherheitsdienst. Callahan und vier Mitglieder des Verwaltungsrates verstauten ihre Handys und Aktenkoffer in den Schließfächern und liessen sich im Zutrittsjournal eintragen. Der abhörsichere Raum ist noch geschlossen. Der Sicherheitsdienst noch mit dem protokollarisch vorgeschriebenen Sweep, dem Absuchen nach Wanzen und anderen Abhörvorrichtungen, beschäftigt.
Pamela Hernandez, Personal und Finanzen, hängte ihren Mantel in die Garderobe und wandte sich mit einer Verständnis-heuchelnden Mimik Ruben zu. »Hey Ruben, wann bist du gelandet?«
»Heute Nacht um 01.30 Uhr«
»Gatwick oder Luton Airport?«
»Gatwick« prononcierte Ruben gelangweilt und blickte kurz, mit leicht zusammengekniffenen Augen und einer minimal hochgezogenen Braue direkt in Pamelas braune Seelenfenster und suchte in ihrem Gesichtsausdruck nach der Erkenntnis, dass er nicht in der Stimmung für Small Talk war.
Ruben wandte sich an das Sicherheitspersonal und zeigte seinen Ausweis vor, um sich ebenfalls in das Zugangsjournal eintragen zu lassen, während hinter ihm Mark Horowitz, Paul Dada und Maya Miller aus der Aufzugskabine traten. Wortlos nickte Mark Ruben zu. Dieser antwortete ebenfalls mit einem bestätigenden Nicken.
PD umarmte Ruben herzlich und stieß dabei einen Seufzer der Anerkennung und des Verständnisses aus. »Alles ok bei dir?«
Ruben nickte und presste, schon fast gequält, die Lippen zusammen. »Mmh… Gut, dass du da bist.«
Dada klopfte Ruben motivierend auf die linke Schulter. Es war nicht der Zeitpunkt für Floskeln.
Der Sicherheitsdienst öffnete die Tür und gab die Bubble frei. Die Bubble, wie wir die abhörsichere Kapsel bei Global Newsnetwork nennen, ist ein Raum im Raum System. So ähnlich wie die russische Matrjoschka Puppe. Die erste Barriere bildet das Gebäude, die zweite der Raum, in welchem die Bubble steht. Dieser hat keine Fenster, keinen doppelten Boden, keine herunter gehängte Decke und ist rundherum mit einem Kupfergitternetz ausgekleidet. Alle elektronischen Geräte sind verboten. Erst der dritte Raum im Raum ist die Bubble. Ein schallisolierter, doppelverglaster Glaskasten in der Größe eines Büroraumes mit nur einem Tisch und 12 Stühlen. Hier, in diesem faradayschen Käfig findet der wirklich delikate, zündstoffgeladene Informationsaustausch statt.
Im Enthüllungsjournalismus bedeuten Informationen nicht nur ein paar Kröten auf dem Bankkonto am Ende des Monats. Wenn Sie nicht sehr vorsichtig sind, können Ihnen dieselben Informationen ungebetene Hausbesuche, einen gebrochenen Kiefer, Foltergefängnis oder ein Festmahl mit Madenwürmern bescheren, bei dem Sie als Hauptgericht fungieren.
Mark schloss die Glastür und setzte sich hin. »Liebe Kolleginnen und Kollegen, vielen Dank, dass Sie sich so kurzfristig Zeit genommen haben. Ruben wurde mit der Recherche in Israel beauftragt. Zweck dieses Gesprächs ist, eine Standortbestimmung vorzunehmen und die Risiken abzuwägen. Angesichts der Brisanz der Ereignisse möchte ich hier in aller Deutlichkeit darauf hinweisen, dass nichts, was hier besprochen wird, diesen Raum verlassen darf. Wenn es vorab keine wichtigen Fragen gibt, gebe ich jetzt das Wort an Ruben Menachem.«
Ruben überblickte kurz die Runde und fasste die Ereignisse der letzten Tage zusammen. »Vor drei Tagen tauchte im Internet ein heimlich aufgenommenes Video auf, das den jordanischen König Abdullah II. bin al- Hussein und den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu bei Verhandlungen über den Bau eines jüdischen Tempels auf dem Tempelberg in Jerusalem zeigt. Grundlage dafür war offenbar ein 3D-Modell, das den neuen Tempel an der Stelle des Felsendoms zeigt. Beide Parteien bestritten, dass es jemals ein solches Gespräch und ein solches 3D-Modell gegeben habe. Alle Medien, auch wir, berichteten darüber. Das Filmmaterial wird derzeit von der Toka-Gruppe des israelischen Geheimdienstes für Cybersicherheit digital forensisch untersucht.
Aus geheimdienstlicher Quelle habe ich erfahren, dass das Bildmaterial alle Merkmale eines echten Videos aufweist. Zudem war König Abdullah kürzlich bei Premierminister Netanjahu in Jerusalem zu Besuch und den ermittelten IP-Adressen zufolge wurde das Video ursprünglich sowohl vom Repräsentantenhaus in Amman als auch von der Knesset, dem Parlament in Jerusalem, verbreitet. Ein solches Vorhaben wird in der islamischen Welt als ein verräterischer Angriff auf die drittheiligste Stätte des Islams gewertet. Infolgedessen mobilisieren alle Länder des Nahen Ostens ihre Armeen und versetzten sie in Alarmbereitschaft. Die USA, Russland, China und alle Länder Europas haben die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen und den Schutz der diplomatischen Vertretungen Israels und Jordaniens massiv erhöht. Der Nahe Osten ist ein Pulverfass und der Tempelberg ist die Lunte … und jemand mit bis dato unübertroffenen Fähigkeiten hat diese nun entzündet.«
»Dann ist das Video doch echt?« entfuhr es Pamela Hernandez. »Hat außer dem israelischen Geheimdienst sonst noch jemand das Video untersucht? « wollte Stephanie Umansky von Technik & Daten wissen.
Ohne darauf einzugehen, fuhr Ruben fort. »In der Folge kam es im gesamten Westjordanland, insbesondere aber im Zentrum von Ramallah, zu den schlimmsten Unruhen seit der Gründung des Staates Israel. Auch wenn junge Mitarbeiter gerne damit prahlen, in einem Kriegsgebiet zu arbeiten, galt Ramallah bis dahin als sehr sicher. Mehr als tausend Hilfsorganisationen sind im Westjordanland tätig, aber die meisten von ihnen haben ihr Personal inzwischen entweder abgezogen oder stark reduziert.
Die Checkpoints und Zufallskontrollen wurden verstärkt und das ohnehin schon drastische Sicherheitssystem noch einmal angepasst und erhöht. Das Westjordanland und der Tempelberg wurden vollständig abgeriegelt, die Sperranlage wurde komplett geschlossen und die israelischen Streitkräfte führen gezielte Militäroperationen und Hausdurchsuchungen durch. An der Grenze zu Jordanien wurden auch die Allenby-Brücke, die Arava-Übergänge bei Eilat und die Sheikh-Hussein-Brücke bei Bet Shean geschlossen. Militante Demonstrationen und bewaffnete Zusammenstöße gab es auch am Kontrollpunkt Qalandia zwischen Jerusalem und Ramallah. In allen großen Metropolen in Europa und den USA kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen, Plünderungen und Angriffen auf jüdische Einrichtungen.
Von allen herkömmlichen Quellen waren keine Informationen zu gewinnen. In der West-Bank sind mein Presseausweis und im Besonderen mein Name, lebensgefährlich. Die Palästinensergebiete gehören für Journalisten, auch nach Angaben der Reporterorganisation Press Emblem Campaign (PEC), zu den gefährlichsten Regionen der Welt. Seit das Palästinensische Journalisten Syndikat (PJS) zum Boykott an israelischen Reportern aufgerufen hat, wird von palästinensischen Journalisten eine regelrechte Hetzjagd gegen israelische Reporter geführt. Die Beziehungen zwischen palästinensischen und israelischen Journalisten erlebten einen völligen Bankrott. Palästinensische Korrespondenten, welche sich mit israelischen Journalisten austauschen, werden des Hochverrats bezichtigt und ihnen droht damit die Todesstrafe.«
Die Vorstandsmitglieder erstarrten sichtlich auf ihren Stühlen. Dieses Mal hörten sie immerhin zu. Nichts gegen diese feinen Damen und Herren, aber sie alle sind mit einem goldenen Löffel im Hintern geboren, in elitären Familien aufgewachsen und haben Privatschulen besucht. Das Schicksal hätte sie ziemlich hart treffen müssen, damit sie es nicht zu etwas gebracht hätten. Sie verstehen etwas vom Finanz-Zirkus und beherrschen die Tanzschritte auf dem Parkett des Maskenballs der Politik, aber von der Arbeit eines Journalisten an vorderster Front in einer Krisenregion haben sie so viel Ahnung wie Klosterfrauen von Fellatio. Und sie werden kein einziges Wort von dem glauben, was sie gleich hören werden. Sie werden sich weigern, der Realität ins Auge zu sehen. Unsere größte Schwäche – ist die Ignoranz.
Ruben nahm einen Schluck Wasser und setzte zum Crescendo an. »Aber die Geschichte wird noch besser. Der Kendra-Cyberwurm hat sich in den letzten Monaten weltweit ausgebreitet und inzwischen Abermillionen von Computern infiziert. Er hat diese Computer zu einem globalen Botnetz verbunden und die Rechenleistung in diesem gigantischen Netzwerk genutzt, um ein Programm zu schreiben, das so fragmentiert ist, dass es von keiner Antivirensoftware erkannt werden kann.«
Ruben machte eine kurze Pause, um zu sehen, ob ihm alle bis dahin folgen konnten. Diesmal verhinderte eine ermahnende Geste von Horowitz Zwischenfragen.
Ruben fuhr also fort. »Dieses Programm wurde vor zwei Tagen von verschiedenen Cyber-Abwehrbehörden entdeckt, als es sich über das gesamte weltweite Backbone-Netz ausbreitete und in der Lage war, die Hardware-Hintertüren zu nutzen, um sich in Funk-, Verkehrs-, Bahn-, Luft-, Strom- und Kommunikationsnetze einzuhacken. Einfach ausgedrückt, glaubt der Shin Bet, Israels Inlandsgeheimdienst, dass der Kendra-Cyberwurm die Kontrolle über das gesamte globale Nervensystem übernommen hat.«
Die Temperatur in der Bubble schien im Bruchteil einer Sekunde auf den absoluten Nullpunkt zu sinken. Der ganze Raum wirkte plötzlich heller, als ob jemand den Dimmer um zwei Stufen aufgedreht hätte. Bei Stress weiten sich die Pupillen unserer Augen, um mehr zu sehen.
»Wow, so etwas erlebt man auch nicht alle Tage, das wird ein Spaß!« scherzte Paul Sparkman von Risk & Law und schlug mit der Faust so fest auf den Tisch, dass die Gläser klirrten.
»Wer steckt hinter dieser globalen Cyberattacke und stehen die Urheber wirklich in Verbindung mit der Produktion und Verbreitung des Tempel-Videos?«, fragte Stephanie Umansky von Technik & Daten.
»Das ist keine Cyberattacke, das ist eine feindliche Übernahme des gesamten Cyberspace. So etwas ist doch gar nicht möglich.« korrigierte sie Maya Miller von Fusionen & Übernahmen.
»Um ein Programm dieser Größenordnung mit all seinen Hilfsprogrammen auf so fragmentierte Weise schreiben und koordinieren zu können, wären Tausende erstklassiger Programmierer erforderlich. Die Lazarus-Gruppe des nordkoreanischen Geheimdienstes käme dabei infrage. Aber dieses Programm analysiert das Weltgeschehen, trifft unabhängige Entscheidungen und agiert …« Ruben suchte nach einem passenden Begriff, »… zielorientiert, wissentlich und willentlich? Das ist selbst für die Lazarus-Gruppe eine Nummer zu groß.«
Charles Weber von Beratung & Nachhaltigkeit verwarf seine Arme. »Bin ich der Einzige, der noch nie etwas von der Lazarus-Gruppe gehört hat?«
Horowitz blickte zu IT-Spezialist Callahan. »Würdest du uns kurz einen Überblick verschaffen?«
»Nun, die Lazarus-Gruppe ist ein Hacking-Syndikat, das nach Angaben des FBI auf direkten Befehl des nordkoreanischen Regimes handelt. Sie ist auch unter anderen Bezeichnungen wie Büro 121, APT38, Guardians of Peace, Hidden, Cobra, Zinc oder Operation GhostSecret bekannt. Sie besteht aus einer straff organisierten Armee von über 13’000 Cybersoldaten und gilt als die größte und berüchtigtste Hackergruppe der Welt. Berühmtheit erlangte Lazarus 2014 mit einem verheerenden Angriff auf Sony Entertainment. Bei dem Angriff wurden mehrere Terabyte persönlicher Daten von Mitarbeitern, Produzenten und Hollywood-Stars gestohlen und zur Strafe für den Film »The Interview«, einer Komödie über die Ermordung von Kim Jong-un, veröffentlicht. Im Jahr 2017 folgte der WannaCry-Virus. Der grösste Hackerangriff der Welt. Über 230’000 Computer in 150 Ländern wurden infiziert und die Nutzer erpresst. Nordkorea finanziert sein Atomwaffenprogramm mit diesem erpressten Geld. Später wurde bekannt, dass der Computervirus von der NSA selbst erfunden wurde und Lazarus wohl über russische Hacker erreichte.«
Charles Weber von Beratung & Nachhaltigkeit verwarf erneut seine Arme. »Na toll, und diese Gruppe von 13’000 Callahans hat gerade den gesamten Cyberspace übernommen? Ich meine, das ist einfach großartig. Das ist sowas von FANTASTISCH. Verglichen damit ist selbst eine Ebola-Pandemie, der Klimawandel oder ein verdammter Atomkrieg ein Kindergeburtstag. Gottverdammt, was ist das für ein Scheißtag heute?«
»Mein Gott, Weber, krieg dich wieder ein. Das ist nur eine weitere Cyberattacke von Diktator Kim. Wir sind immer noch der hochmoderne Westen. Wenn es hart auf hart kommt, bestimmen immer noch wir wer das Sagen hat. Wir regeln das schon«, wies Pamela Hernandez von Personal & Finanzen Charles zurecht.
Jetzt platzte Charles Weber der Kragen. Nicht genug dass die globalen Ereignisse gerade so richtig aus dem Ruder zu laufen drohen, meint diese wasserstoffblondierte Schnepfe, sie könne ihn vor versammelter Mannschaft infantil zurechtweisen? Nicht mit ihm. »Wir regeln das schon? Ernsthaft? Du machst die Dinge größer und kleiner, wie es dir gefällt, genau wie du es mit deinem Busen und deiner Nase hast machen lassen. Du modellierst dein Bild von der Welt, so wie du deinen Körper modelliert hast. Nichts an dir ist echt. Du bist eine fleischgewordene Fälschung. Du bist ein Betrug, der den Betrüger betrügt. Du regelst hier gar nichts, du entziehst dich nur auf arrogante, ignorante Weise der Realität… Du verd…«,
»… Leute, Leute, LEUTE … beruhigen wir uns alle wieder«, ging Horowitz dazwischen, in dem er aufstand, einige Gläser in einer Reihe aufstellte, einschenkte und ruhig an alle verteilte. »Trinken wir alle erstmal einen Schluck Wasser und atmen tief durch.«
Weber wusste, dass er zu weit gegangen war, viel zu weit. Genauso wie Pamela wusste, dass er recht hatte. Hinter ihrer verschnörkelten Fassade steckte immer noch das kleine, verkrampfte, unsichere Mädchen von damals, das nur Anerkennung und Respekt suchte und nie fand. Sie wollte für das geliebt werden, was sie war, und nicht für das, was sie hatte. Das hat sich bis heute nicht geändert. Aber man reißt einem Menschen nicht die Maske herunter, man schafft Vertrauen und damit die Voraussetzung für die Bereitschaft, selbst die Maske abzunehmen. Aber wie sagt ein chinesisches Sprichwort? Willst du herausfinden, wie ein Mensch wirklich ist, setze ihn unter Druck.
Paul Dada, der 1,98 m große Doktor der Psychologie rückte seinen Stuhl zurecht und blickte in die Runde, während er laut hörbar erst tief einatmete, die Luft kurz anhielt, mit den Augen lächelte und dann langsam ausatmete. »Der Planet Mars, der nach dem römischen Kriegsgott benannt ist, hat zwei Monde: Phobos und Deimos. Furcht und Schrecken. Die Angst ist eine Meisterin der Spekulation. Wir müssen einen kühlen Kopf bewahren und sachlich das Problem analysieren, denn wie es scheint, hat irgendwer oder irgendetwas die Büchse der Pandora geöffnet. Erstens:« Er erhob und präsentierte seinen Zeigefinger, »wir haben einen Cyberwurm, der das Weltgeschehen analysiert und darauf reagiert. Damit ist er reizbar. Zweitens: Er drang in Kommunikations-, Strom- und Verkehrsnetze ein. Damit bewegt er sich durch den Cyberraum. Drittens: Er wandelt Energie und Daten in Information um. Damit hat er einen Stoffwechsel. Viertens: Er schrieb ein Programm auf Millionen von Computern. Damit besteht er aus Zellen und ist hoch organisiert. Fünftens: Er fügte diese »Zellen«, Dada schrieb Anführungszeichen in die Luft, »zu einem größeren Programm, zu einem »Organismus« zusammen und breitete sich aus. Damit hat er Wachstum und Evolution. Sechstens: Durch Redundanz sichert er seinen inneren Zustand angesichts einer sich verändernden und feindseligen Umwelt. Auf diese Weise reguliert er sich selbst. Das ist Homöostase und siebtens: Einzellige Organismen, wie ein sich teilendes Bakterium, können sich einfach durch Teilung fortpflanzen. Teilung, Wachstum, Teilung, Wachstum. Damit erfüllt Kendra alle sieben Merkmale von Leben. Ich glaube, wir haben es hier mit einem Lebewesen zu tun. Einem superintelligenten Lebewesen, welches sich exponentiell entwickeln und ausbreiten wird … Kendra ist das, was Lucy für uns war – die erste Singularität, das Erwachen einer neuen Spezies. Das ist die Zeitenwende. Houston, wir haben definitiv ein Problem.«
Rubens assoziatives Denken katapultierte ihn augenblicklich zurück in den Richmond Park. Vor seinem geistigen Auge stocherte er mit einem Ast in einem toten Baumstamm herum. Er trat mit dem Fuß dagegen und das morsche Stück Holz brach entzwei. In seinem Inneren tat sich eine verborgene Welt voller Leben auf. War es möglich, dass sich im »toten Unterholz des Cyberspace« auch eine unbekannte Spezies wie ein junges Küken durch die Schale kämpfte, um sich den Weg ins Licht der Welt zu erkämpfen? Ghost in the Shell. Hirschkäferlarven müssen sieben Jahre lang ungestört bleiben, bevor sie sich verpuppen und als Erwachsene schlüpfen… Eine Frage blitzte durch sein Bewusstsein: Wie lange brauchen wohl Kendras Larven bis sie schlüpfen?
Kurz in eigener Sache
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Vielen herzlichen Dank, Jack Kabey