Liebe und Macht

In unserer Gesellschaft wird die Liebe viel zu oft als Mittel zum Zweck missbraucht, um persönliche Bedürfnisse zu befriedigen und Sicherheit zu suchen. Diese oberflächliche Auffassung von Liebe basiert auf drei grundlegenden Trugschlüssen:

Der erste Trugschluss ist das Konzept der Liebe als Leistungskatalog. Hierbei erwarten wir von unseren Partnern, bestimmte Bedingungen zu erfüllen, um unser eigenes Glück zu gewährleisten. Ich möchte kritisch untersuchen, wie dieser Ansatz die ursprüngliche Reinheit der Liebe untergräbt und sie in einen egozentrischen Austausch verwandelt, der ihren wahren Wert entfremdet.

Der zweite Aspekt, den ich anspreche, ist der sozial konstruierte Anspruch auf Besitz in Liebesbeziehungen. Oft werden sowohl die vermeintlich Geliebten als auch die zwischenmenschlichen Aktivitäten und Gefühle wie kostbare Güter bewacht und kontrolliert. Ich hinterfrage diese problematische Sichtweise, welche die Liebe ihrer Freiheit beraubt und sie zu einem bloßen Objekt der Selbstverwirklichung degradiert. Ich möchte auch die Frage aufwerfen, ob Liebe und Sexualität notwendigerweise miteinander verbunden sein müssen und welche Schwierigkeiten sich aus dieser Verbindung ergeben.

Das Herzstück meiner Argumentation liegt jedoch in der dritten Erkenntnis: Unser Ego spielt eine entscheidende Rolle, indem es eine “Matrix” formt, durch die wir das Leben und auch die Liebe wahrnehmen. Dieses komplexe Zusammenspiel von Gedanken und Emotionen beeinflusst nicht nur unser Verständnis von Liebe, sondern prägt auch unsere Handlungen und Beziehungen auf unvorhergesehene Weise.

Liebe

In den tiefsten Winkeln der menschlichen Existenz, dort, wo das Unfassbare auf das Herz trifft und die Seelen zu einer Sinfonie verschmelzen, findet sich ein Phänomen von solch überwältigender Macht, dass es die Grenzen der Sprache sprengt: die Liebe. Sie erhebt sich majestätisch über den grauen, immer gleichen Alltag, strahlt in den leuchtendsten Farben der Emotionen und durchdringt jede Faser unseres Seins. Wie ein Sturm, der die Welt mit wilder Leidenschaft erobert, entfacht sie ein Feuer, das in den Herzen brennt und uns mit unendlicher Sehnsucht erfüllt.

Die Liebe ist ein faszinierendes Paradoxon, denn sie ist sowohl zart wie eine Feder als auch kraftvoll wie ein donnernder Ozean. Sie erscheint als ein scheinbar simples Wort, doch in Wahrheit birgt sie eine Tiefe, die unermesslich ist. Sie kann uns auf ungeahnte Höhen der Ekstase heben oder uns in die tiefsten Abgründe der Verzweiflung stürzen. Sie ist ein leidenschaftlicher Tanz zwischen Glück und Schmerz, zwischen Himmel und Hölle.

In der Liebe finden wir die Essenz unseres Menschseins, denn sie durchdringt sämtliche Schichten unserer Existenz. Sie ist ein Band, das uns mit anderen verwebt und uns in eine Verbindung jenseits von Zeit und Raum hüllt. Sie erfüllt uns mit einem tiefen Verlangen nach Nähe und Zuneigung, nach Verständnis und Akzeptanz. Sie lässt uns die Welt mit neuen Augen sehen, öffnet uns für die Schönheit und den Zauber des Daseins.

Die Liebe, diese majestätische und kraftvolle Essenz, durchfließt wie ein unerschöpflicher Quell der Inspiration die Adern der Menschheit. Sie erhebt Künstler zu wahrhaftigen Meistern, denn in ihrem Bann schmieden sie Meisterwerke von atemberaubender Schönheit und tiefster Bedeutung. Die Liebe entfacht eine berauschende Melodie in den Seelen der Dichter, welche ihre innersten Empfindungen in Worte von unfassbarer Poesie gießen.

Wie ein majestätisches Gewitter lässt sie uns die Gewissheit spüren, dass wir Teil eines größeren Ganzen sind und unsere Seelen lodern in ihrem heiligen Feuer und erstrahlen in einem unauslöschlichen Glühen. Inmitten der Dunkelheit der Welt erhellt sie die Nacht unserer Existenz und beschert uns den Mut, die Sterne unserer Träume zu berühren.

Von dieser Liebe träumen wir, sie ist das Land in dem Milch und Honig in einem nie versiegenden üppigem Fluss dahinströmen, die Verheißung der vollkommenen Harmonie, in welcher unsere Wünsche keiner Sprache bedürfen. In diesem heiligen Tempel der ewigen Glückseligkeit stillen sich unsere tiefsten Sehnsüchte, noch ehe wir ihrer gewahr werden. Hier kennt Angst keinen Raum, Schmerz keine Heimat. Dies ist das Elysium, das Paradies der Seligen, ein Garten makelloser Vollendung, der sich durch die absolute Abwesenheit jeglichen Leidens auszeichnet.

Diese Liebe wurde im antiken Griechenland als Agape (ἀγάπη – bedingungslose Liebe) bezeichnet und wurde in der griechischen Philosophie und im Neuen Testament der Bibel verwendet. Im Gegensatz zu den anderen Arten der Liebe im Griechischen, wie Eros (ἔρως –leidenschaftliche Liebe) und Philia (φιλία – freundschaftliche Liebe), konzentriert sich Agape auf das Wohl des anderen ohne jede Erwartung einer Gegenleistung. Es ist eine Art der Liebe, die auf Fürsorge, Großzügigkeit und Hingabe basiert. Agape wird oft als höchste Form der Liebe betrachtet und wird im christlichen Kontext auch als göttliche Liebe oder Nächstenliebe bezeichnet.

Narziss und Echo

Die Geschichte von Narziss und Echo ist eine der bekanntesten Geschichten aus der griechischen Mythologie und wird in verschiedenen antiken Quellen erzählt, darunter in Ovids Metamorphosen.

Narziss war ein außergewöhnlich schöner Jüngling, der unzählige Verehrerinnen hatte, aber er wies alle Liebesbekundungen zurück und blieb unnahbar und arrogant. Eines Tages beobachtete die Nymphe Echo Narziss aus der Ferne und verliebte sich unsterblich in ihn. Echo war eine Nymphenfrau, die von der Göttin Hera wegen ihres übermäßigen Redens verflucht wurde. Als Narziss schließlich durch den Wald streifte, wurde Echo von seiner Schönheit und Anmut überwältigt und näherte sich ihm schüchtern.

Als Echo Narziss ansprach, konnte sie jedoch nur seine eigenen Worte wiederholen, weil sie durch den Fluch der Göttin Hera dazu verurteilt war, niemals ihre eigenen Worte zu sprechen, sondern nur das zu wiederholen, was andere zuerst gesagt hatten. Narziss, der nichts von dem Fluch wusste und glaubte, dass Echo sich nur über ihn lustig machen wollte, wies sie zurück und verachtete sie.

Echo, verletzt und betrübt, zog sich in die Wälder zurück und verwelkte vor Kummer und Trauer. Sie blieb einsam und unsichtbar, ihre Stimme verhallte nur als Echo, wenn jemand ihre Worte in den Bergen rief. Schließlich löste sich ihr Körper auf und nur ihre Stimme blieb als Echo erhalten.

Die Göttin Nemesis, die Gerechtigkeit und Rache repräsentierte, sah all das Leiden, das Narziss anderen zugefügt hatte, und entschied, ihm eine Lektion zu erteilen. Sie lenkte Narziss zu einem klaren Teich, in dem er sein eigenes Spiegelbild zum ersten Mal erblickte. Als er sein eigenes Spiegelbild sah, war er so fasziniert und verliebte sich augenblicklich in die Schönheit seines Spiegelbildes. Er wusste nicht, dass es sein eigenes Abbild war, und versuchte verzweifelt, es zu erreichen und zu umarmen. Aber jedes Mal, wenn er danach griff, zerstreute sich das Spiegelbild.

Narziss konnte sich nicht von seinem Spiegelbild losreißen und verbrachte den Rest seines Lebens damit, sich selbst anzustarren. Er blieb am Teich und starb schließlich vor Verzweiflung, da er sein eigenes Spiegelbild nicht erreichen konnte. An der Stelle, an der er starb, wuchs eine wunderschöne Blume, die wir heute als Narzisse kennen.

Liebe als Leistungskatalog

In unserer modernen Gesellschaft, die geprägt von Erfolgsdruck und Ellenbogenmentalität ist, blieben selbst die intimsten und persönlichsten Aspekte des Lebens nicht vor dem Einfluss des Leistungsgedankens verschont. Wir sehen unsere Partner und Freunde nicht mehr als einzigartige Individuen, sondern als Dienstleister, die bestimmte Bedürfnisse erfüllen müssen. Dieser Ansatz zerstört die Essenz der Liebe, da sie nicht mehr bedingungslos ist, sondern an den Erfüllungsgrad von bestimmten Kriterien geknüpft wird.

Der Leistungskatalog der Liebe umfasst eine Vielzahl von Erwartungen, die auf Stereotypen, gesellschaftlichen Normen und unrealistischen Idealen beruhen und zu einem Streben nach Selbstoptimierung führen. Die Gesellschaft wird zunehmend in ein vorgegebenes Schema gepresst, um als attraktiv und begehrenswert wahrgenommen zu werden. Dieser Prozess der Korsettierung der Massen führt dazu, dass die eigene Identität verloren geht und echte Beziehungen auf Lügen und Maskerade aufgebaut werden. Beziehungen werden nicht mehr als eine Verbindung zwischen zwei Menschen gesehen, sondern als Instrument zur Erfüllung von Bedürfnissen und zur Erreichung von Zielen. Dies führt zu einer Entfremdung voneinander und zu einer Entmenschlichung unserer Beziehungen.

Wir haben die Liebe zu einem Schlaraffenland der Erwartungen gemacht, und uns vor langer Zeit darin verirrt. Wir finden uns auf einer wilden Achterbahnfahrt der Selbstoptimierung wieder. Als ob wir im Liebes-Themenpark wären und verzweifelt versuchen, die Höchstpunktzahl zu erreichen, um den Hauptpreis zu gewinnen – die perfekte Beziehung!

Wir versuchen uns anzupassen, um als “attraktiv” und “begehrenswert” zu gelten, anstatt einfach uns selbst zu sein. In dem Streben nach der “perfekten” Beziehung, verlieren wir unsere Authentizität. Wir bauen unser Liebesleben auf einem Fundament aus Lügen und Maskerade auf. Wie ein Kartenhaus aus Hochglanzmagazinen und Romantikfilmen, das bei der kleinsten Erschütterung zusammenzubrechen droht.

Statt echter Verbindungen zwischen Menschen, ist Liebe nur noch Mittel zum Zweck. Ein Werkzeug, um unsere Bedürfnisse zu befriedigen und unsere Ziele zu erreichen. Es ist fast so, als befänden wir uns in einem riesigen Supermarktregal mit einer Liste von Liebeswünschen, so lang wie die Chinesische Mauer, wo wir Partner in unseren Einkaufswagen legen, weil sie bestimmte “Kriterien” erfüllen, oder austauschen, weil sie bestimmte “Kriterien” nicht mehr erfüllen.

Es reicht uns nicht, geliebt zu werden, wir wollen auf eine ganz bestimmte Weise geliebt werden, auf unsere Weise. Unsere Herzen verlangen nach maßgeschneiderter Zuneigung und einer Extraportion Aufmerksamkeit. Als wären wir anspruchsvolle Köche in einem Gourmet-Restaurant, die darauf beharren, dass jedes Gericht genau nach unseren Vorstellungen zubereitet wird. Es geht darum, unsere eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu erfüllen. Wir sind die Hauptdarsteller in unserem Liebesdrama und spielen gleichzeitig die Rolle des Regisseurs. Jeder Akt muss perfekt inszeniert sein, damit wir die Hauptrolle in diesem Liebesdrama brillant spielen können.

Es geht uns nicht um die Liebe, es geht uns um uns selbst! Es ist fast so, als würden wir sagen: “Liebe mich nicht einfach nur, liebe mich so, wie ich mich selbst liebe!” Wir wollen, dass unsere Herzen zu einer einzigartige Melodie tanzen, die wir selbst komponiert haben. Als wären wir die Stars in unserem eigenen Liebesfilm, der genau nach unserem Drehbuch ablaufen soll.

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Besitzanspruch und Käfigpflicht

Wie Dompteure in einem Zirkus zwingen wir unsere Partner in die Käfige unserer Erwartungen und Ansprüche. Und wenn sie nicht nach unserer Pfeife tanzen, knallen wir mit der Peitsche: “Du sollst keine anderen Liebhaber neben mir haben! Dieser eine Blick, dieses eine Lächeln und diese eine Geste, sollen exklusiv nur mir allein gehören.” Aber vielleicht sollten wir uns von Zeit zu Zeit an die eigene Nase fassen und uns fragen, ob dieses Verhalten wirklich liebevoll ist oder eher nach “Käfighaltung” klingt.

Es ist in der Tat bizarr, wie wir uns einen totalitären Besitzanspruch erlauben. Als wären wir die Herrscher des Universums, die das Recht haben, über das Herz eines anderen zu herrschen. Aber vielleicht ist daran auch etwas Wahres: Die Gesellschaft hat uns beigebracht, dass Eifersucht und Kontrolle Zeichen der Liebe sind. Möglicherweise ist es an der Zeit, diesen Mythos zu entlarven und uns endlich von dieser egoistischen Idee zu verabschieden.

Die Beschränkung der Sexualität auf die Ehe oder feste Partnerschaft hat in den monotheistischen Religionen tiefe Wurzeln. Sex außerhalb der Ehe oder verbindlichen Partnerschaft wird als Verstoß gegen moralische Prinzipien angesehen und mit Schuld und Sünde verbunden. Dies führte zu einer Spaltung zwischen natürlichen menschlichen Bedürfnissen und den moralischen Vorstellungen, was bis heute zu Konflikten und Schuldgefühlen führt, wenn Menschen ihren sexuellen Wünschen nachgeben, die außerhalb der akzeptierten Normen liegen.

Der Anspruch auf absolute Treue in romantischen Beziehungen hat tatsächlich mehr mit Besitzanspruch und Kontrolle zu tun als mit echter Liebe. Die Idee suggeriert, dass jegliche Form von Anziehung oder Bindung zu anderen Personen tabu ist und als Verrat angesehen wird. Diese Vorstellung perpetuiert gesellschaftlich akzeptierte Machtstrukturen, in denen eine Person die Kontrolle über die andere ausübt und bestimmt, was als akzeptables Verhalten gilt. Dies führt zu einem Ungleichgewicht in der Beziehung, in dem eine Partei unterdrückt oder eingeschränkt wird.

Die Konsequenzen dieses Treue-Ideals sind verheerend. Menschen, die den Erwartungen nicht entsprechen oder ihren natürlichen Bedürfnissen nachgehen, werden mit Schuldgefühlen, Scham und Stigmatisierung konfrontiert. Dies führt jedoch zu einem Teufelskreis, in dem Partner ihre wahren Gefühle verbergen und unehrlich in der Beziehung agieren, um gesellschaftlichen Normen zu entsprechen.

Sexualität und Wahrheit

Michel Foucault war ein französischer Philosoph, Soziologe und Historiker, der von 1926 bis 1984 lebte. Er war einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts und prägte die Bereiche Philosophie, Soziologie, Geschichtswissenschaft und Kulturtheorie maßgeblich. Foucaults Arbeit konzentrierte sich auf die Analyse von Machtverhältnissen und die Wechselwirkungen von Wissen, Wahrheit und gesellschaftlichen Strukturen. Seine Werke wie “Überwachen und Strafen” (1975) und “Die Ordnung des Diskurses” (1970) sind bekannte Beispiele für seine Forschungen zur Macht und Kontrolle in verschiedenen sozialen Bereichen wie Gefängnissen, Krankenhäusern und Schulen.

Michel Foucault, vertrat in seinen Werken die Ansicht, dass Liebe und Sexualität historisch nicht immer miteinander verbunden waren, sondern dass diese Verbindung sozial und kulturell konstruiert wurde. Seine Ansichten zu diesem Thema finden sich vor allem in seinem Werk “Sexualität und Wahrheit – Erster Band: Der Wille zum Wissen“, das Teil seiner Studien zur Geschichte der Sexualität ist.

Foucault argumentierte, dass die moderne westliche Gesellschaft in Bezug auf Sexualität eine “Repression der Lust” entwickelt hat. Er untersuchte die Entstehung dieser Repression und wie sie zur Entstehung verschiedener Formen von Machtverhältnissen beigetragen hat. In vormodernen Gesellschaften und anderen Kulturen vor der Aufklärung wurde Sex eher im Kontext von Lust und Verlangen betrachtet und bedeutend weniger durch eine moralische oder romantische Linse.

In der antiken griechischen und römischen Welt etwa waren Liebe und Sexualität nicht zwangsläufig miteinander verbunden. Sex wurde als eine physische Handlung betrachtet, die nicht notwendigerweise auf emotionale oder romantische Bindungen hinwies. Die Idee, dass Liebe und Sexualität eng zusammengehören, entwickelte sich erst im Laufe der Zeit und wurde durch verschiedene Faktoren beeinflusst, darunter religiöse Normen, moralische Vorstellungen, wirtschaftliche Strukturen und politische Interessen.

Die Herausbildung einer bestimmten sexuellen Moral und die Normierung der Sexualität waren auch eng mit dem Aufstieg des Bürgertums im 18. und 19. Jahrhundert verbunden. Die bürgerliche Gesellschaft stellte bestimmte Erwartungen an die Geschlechterrollen und die Ehe und förderte die Idee einer monogamen, romantischen Liebe, die die Grundlage für die sexuelle Beziehung zwischen Ehepartnern darstellte.

Die Verbindung von Liebe und Sexualität ermöglichte es der Gesellschaft, sexuelle Aktivitäten besser zu kontrollieren und in die Ehe oder in ähnliche Formen der sozialen Ordnung zu integrieren. Sexualität wurde zunehmend in den Rahmen der romantischen Beziehung innerhalb der Ehe eingeschlossen.

Foucaults Werk lädt dazu ein, unsere Annahmen über Sexualität und Liebe zu hinterfragen und die sozialen Konstruktionen, die sie umgeben, zu verstehen. Er betonte, dass es sich bei der Verbindung von Liebe und Sexualität nicht um ein natürliches Phänomen oder eine universelle Konstante handelt, sondern um eine soziale Konstruktion. Er forderte eine kritische Reflexion darüber, wie die Gesellschaft Macht über die Sexualität ausübt und betonte die Bedeutung von sexueller Freiheit und Selbstbestimmung.

Das Gegenteil von Liebe

In der tiefgründigen Abhandlung über das Wesen der Liebe kristallisiert sich eine subtile Nuance heraus, die eine korrigierende Perspektive für die Interpretation des Gegenteils der Liebe bietet. Das Gegenteil von Liebe zeigt sich nicht in der vertrauten Sphäre des Hasses oder der Angst, sondern auf der sublimsten und elementarsten Ebene des Menschseins: im Egoismus. Dieser primäre Trieb, sich auf sich selbst zu beziehen, bildet das Gegenteil von Liebe und offenbart eine faszinierende Dimension, die für das Verständnis des menschlichen Verhaltens und des emotionalen Seins wesentlich ist.

Im Schatten der Matrix

Was uns von der Welt trennt und gleichzeitig an sie kettet, ist unser Ego. Das Ego ist ein künstliches Konstrukt des menschlichen Geistes, welches uns von unserem wahren Selbst und der wahren Essenz des Lebens und der Liebe trennt. Es ist eine Illusion, die durch unsere Identifikation mit unseren Gedanken, Emotionen und unserem Körper entsteht.

Identität und Ego sind zwei Begriffe, die oft synonym verwendet werden, aber unterschiedliche Konzepte darstellen, z.B. in verschiedenen Religionen, aber auch in der Psychologie. Identität bezieht sich auf die Gesamtheit dessen, was einen Menschen ausmacht – seine Persönlichkeit, seine Werte, seine Überzeugungen, seine Interessen und seine Erfahrungen. Es ist das, was uns einzigartig macht und uns von anderen unterscheidet.

Identität bildet sich im Laufe des Lebens durch Erfahrungen und Beziehungen. Das Ego hingegen bezieht sich auf das individuelle Ich-Bewusstsein. Das Ego kann auch als die Struktur betrachtet werden, durch die wir unsere Identität erfahren und ausdrücken.

Eine Ideologie ist eine politische, religiöse oder philosophische Weltanschauung, die bestimmte Werte, Überzeugungen und Ziele vertritt. Ideologien bieten ihren Anhängern ein umfassendes Erklärungs- und Deutungsmuster für die Welt und legen fest, wie die Gesellschaft organisiert werden soll. Eine Ideologie kann verschiedene politische Strömungen umfassen und wird häufig von politischen Parteien, Bewegungen oder Regierungen benutzt, um ihre politischen Ziele zu fördern.

Die Ideologie, die uns umgibt, beeinflusst unsere Identität in vielerlei Hinsicht. Die Ideologie, die wir durch unsere Familie, Freunde, Medien und Bildungseinrichtungen aufnehmen, prägt unsere Überzeugungen, Werte und Einstellungen. All dies führt dazu, dass wir uns bestimmten Gruppen zugehörig fühlen und uns von anderen abgrenzen.

Unser Ego spielt dabei eine wichtige Rolle, denn es beeinflusst unser Selbstbild und unsere Selbstwahrnehmung (unsere Identität). Wir wollen unserem Idealbild entsprechen und positiv wahrgenommen werden, aber das führt zu Selbsttäuschung und Verzerrung.

Ideologien erklären das Ego zu etwas ganz Besonderem und Wichtigem. Das Anliegen ist scheinbar selbstlos und uneigennützig, es geht um das “Fühlen”, was das “Draußen” mit mir “Drinnen” macht. In Wirklichkeit aber wird das Ego immer größer und wir entfernen uns immer mehr von uns selbst und von den anderen.

Der Mensch neigt dazu, sich zu dem hingezogen zu fühlen, was positive Gefühle in ihm hervorruft, und nichts vermittelt ein stärkeres Gefühl des Wohlbefindens als das Gefühl, dazuzugehören. Dabei wird die Beeinflussung von Meinungen und Einstellungen durch geschickte Manipulation von Informationen und Emotionen genutzt, um bestimmte Interessen zu fördern. In diesem Zusammenhang spielen Politik, Medien und Religionen eine bedeutende Rolle, da sie maßgeblich unsere Weltanschauung und Sicht auf die Welt prägen. Ihre Macht liegt in der Gestaltung von narrativen Strukturen, welche wiederum unsere Werte, Normen und Überzeugungen beeinflussen.

Wir versuchen mit unserer Wahrnehmung, die von unserem Ego konstruiert wird, unser Ego-Konstrukt zu ergründen, es ist, als würden wir versuchen, unser eigenes Spiegelbild zu berühren. Unser Ego ist die Matrix, und wer die Matrix kontrolliert, kontrolliert die Welt.

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Von Intimität zu spiritueller Offenbarung

Im tantrischen Buddhismus wird Sexualität nicht als etwas Sündhaftes oder Unreines betrachtet, sondern als eine natürliche Kraft, die für spirituelle Erkenntnis und Erleuchtung genutzt werden kann. Sexualität kann als Symbol für die Vereinigung von Dualitäten betrachtet werden, sei es männlich-weiblich, geistig-körperlich oder weltlich-göttlich. Dieses Konzept der Vereinigung ist in vielen tantrischen Praktiken zentral, da es darauf abzielt, die Dualität aufzulösen und eine Einheit mit dem Göttlichen zu erfahren.

Der Zusammenhang zwischen Sexualität und spiritueller Erkenntnis ist nicht auf den tantrischen Buddhismus beschränkt. Es finden sich auch in anderen Religionen, wie im biblischen Hebräisch des Alten Testaments, Verbindungen zwischen sexueller Intimität und spiritueller Erkenntnis. Das hebräische Wort “erkennen” (יָדַע, yada) wird sowohl für sexuelle Vereinigung als auch für tiefe spirituelle oder emotionale Erkenntnis verwendet.

Einerseits findet es Anwendung im sexuellen Sinn, um die Geschlechtsvereinigung oder das Eingehen einer intimen Beziehung zwischen Mann und Frau zu beschreiben, wie etwa bei Adam und Eva in Genesis 4, Vers 1. Andererseits vermittelt es eine tiefere Bedeutung und steht für spirituelle oder emotionale Erkenntnis, wie es im Fall von Moses’ Begegnung mit Gott in 2. Mose 33, Vers 17-23 zum Ausdruck kommt. Hier symbolisiert “erkennen” (yada) eine tiefere Kenntnis und Offenbarung von Gottes Charakter und Natur.

In der alten ägyptischen Religion spielte Sexualität eine bedeutende Rolle in verschiedenen Aspekten des religiösen und spirituellen Lebens. Die Ägypter glaubten, dass die Fruchtbarkeit in der Natur und im Menschen eng mit der Fruchtbarkeit des Landes und dem Wohlstand des ägyptischen Volkes verbunden war. Daher wurden sexuelle Handlungen und Vereinigungen als Mittel zur Förderung der Fruchtbarkeit und des Lebenszyklus rituell praktiziert.

Die Pharaonen, die als göttliche Herrscher betrachtet wurden, galten als direkte Nachkommen der Götter. Die Verbindung zwischen göttlicher Abstammung und Sexualität wurde in verschiedenen Mythen und Riten betont. In ägyptischen Tempeln und Gräbern finden sich zahlreiche Darstellungen sexueller Akte und Symbolik, die oft mit Fruchtbarkeit und Wiedergeburt in Verbindung stehen. In einigen Tempeln gab es zudem eine Tradition der Tempelprostitution, bei der Frauen als Priesterinnen dienten und sexuelle Handlungen im Rahmen religiöser Riten praktiziert wurden.

Die historische und archäologische Forschung leugnet dies natürlich. Aber warum? Weil dann das kunstvoll konstruierte Konstrukt von Schuld und Sühne, von Macht und Kontrolle zusammenbrechen würde und die Illusion, die uns von der wahren Natur der Liebe fernhält, sich in Luft auflösen würde.

In vielen religiösen und spirituellen Glaubenssystemen wird die Allgegenwart des Göttlichen beschrieben, was bedeutet, dass Gott überall gegenwärtig ist und die gesamte Ausdehnung des Universums durchdringt. Diese Allgegenwart ist untrennbar mit der Allmacht und Allwissenheit Gottes verbunden, der in der Lage ist, alles Wissen zu erfassen und alles souverän zu lenken.

Das Konzept der bedingungslosen Liebe Gottes besagt, dass seine Liebe zu allen Wesen und Facetten des Kosmos unerschütterlich ist, frei von jeglicher Einschränkung oder Vorbedingung. Es ist eine Liebe, die nicht von Handlungen oder Eigenschaften abhängt, sondern aus dem einfachen Grund existiert, dass wir als Teil von Gottes Allgegenwart existieren.

Die Verbindung zwischen Allgegenwart und bedingungsloser Liebe besteht darin, dass Allgegenwart nur durch diese bedingungslose Liebe Gottes möglich wird. Denn wenn Gott nicht bedingungslos lieben würde, gäbe es Bereiche, die er ablehnen oder nicht akzeptieren würde. Infolgedessen gäbe es Orte oder Wesenheiten, die von der göttlichen Gegenwart ausgeschlossen wären, und somit wäre seine Allgegenwart begrenzt.

Liebe ist die bedingungslose Akzeptanz von allem, wie es ist. Sie durchdringt den gesamten subatomaren und interstellaren Raum und manifestiert sich in einem ständigen Kreislauf von Akzeptanz und Hingabe. Das Göttliche wächst und dehnt sich durch die Erfahrungen seiner Schöpfung aus – Schöpfung und Schöpfer wachsen gemeinsam und können nicht getrennt werden.

Wenn man über die menschliche Erfahrung nachdenkt, spielt die Sexualität eine wichtige Rolle. Sie ermöglicht eine einzigartige Verbindung zwischen zwei Menschen, die in einem intensiven Moment eine Art Verschmelzung erleben. Diese besondere Verbindung auf körperlicher, emotionaler und spiritueller Ebene spiegelt die göttliche Dynamik der Liebe wider, bei der die Illusion der Trennung zwischen dem Göttlichen und der Schöpfung für einen Moment aufgehoben wird.

Jenseits der Illusion

Advaita Vedanta ist eine der wichtigsten philosophischen Schulen innerhalb des Vedanta, einem Zweig der indischen Philosophie, der sich mit den metaphysischen Aspekten der Veden, den ältesten heiligen Schriften der Welt, beschäftigt. “Advaita” bedeutet “nicht-zwei” oder “nicht-dual” und betont die Einheit von allem, was existiert. Die Idee der Einheit und bedingungslosen Liebe zwischen dem individuellen Selbst (Atman) und dem höchsten Bewusstsein (Brahman) ist ein zentraler Aspekt des Advaita Vedanta.

Im Advaita Vedanta wird postuliert, dass das Universum aus einer fundamentalen Einheit besteht, und dass diese Einheit als Brahman bezeichnet wird. Brahman wird als das höchste Bewusstsein, als das absolute und unveränderliche Substrat des gesamten Universums betrachtet. Es ist jenseits jeglicher Dualität und Beschränkungen. Gleichzeitig wird angenommen, dass das individuelle Selbst (Atman) im Inneren eines jeden Lebewesens ein funkelnder Aspekt von Brahman ist.

Die Trennung zwischen dem individuellen Selbst (Atman) und dem höchsten Bewusstsein (Brahman) wird als eine Illusion (Maya) betrachtet. Maya ist das Konzept der begrenzten und irreführenden Wahrnehmung der Welt um uns herum. Es ist diese Maya, die uns glauben lässt, dass wir getrennte, individuelle Wesen sind und dass die Welt eine Vielzahl von Unterschieden und Dualitäten aufweist. Maya verdunkelt unsere wahre Natur und führt uns dazu, uns mit unserem begrenzten Selbst zu identifizieren.

Jack Kabey

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