Wie uns das Streben nach Sicherheit auf gefährliche Pfade führt

Eine wiederkehrende Feststellung durchzieht die Chroniken der Menschheit wie ein roter Faden: Die dunkelsten Kapitel wurden stets mit Blut unter dem Vorwand der Sicherheit geschrieben.

Beginnend mit der Ära des römischen Kaisers Augustus (27 v. Chr. – 14 n. Chr.), in welcher zahllose politische Gegner und vermeintliche Verschwörer im Namen des «Pax Romana» (des römischen Friedens) hingerichtet wurden, um die Stabilität des Reiches zu bewahren, über die Hexenverbrennungen während der Inquisition bis hin zu totalitären Regimen und modernen Überwachungsstaaten wurden Menschenrechte und persönliche Freiheiten immer wieder unter dem frenetischen Applaus der Massen auf dem Altar der Sicherheit geopfert. Der übermäßige Drang nach Kontrolle führte dabei regelmäßig zu unvorstellbaren Gräueltaten.

Dies gemahnt uns eindringlich, dass eine ausgewogene Balance zwischen Sicherheit und Freiheit von entscheidender Bedeutung ist, um zu verhindern, dass die Geschichte sich abermals wiederholt.

Kontrolle ist eine Illusion

Auf unserer unermüdlichen Suche nach Stabilität und Schutz mögen wir uns in einem Kokon der Scheinsicherheit wiegen, doch letztlich erweist sich diese tröstliche Blase nur allzu oft als trügerische Illusion. Die sich rasch entwickelnde Welt, geprägt von unvorhersehbaren Ereignissen und komplexen Risiken, durchkreuzt unsere besten Bemühungen, uns vor allen Eventualitäten zu bewahren.

Sei es die flüchtige Natur der Gesundheit, die zerbrechliche Stabilität der Wirtschaft oder die unaufhaltsame Gewalt der Natur – all dies erinnert uns daran, dass wirkliche Sicherheit ein flüchtiges Gut ist. Vielleicht liegt die wahre Stärke in der Akzeptanz dieser Unabwendbarkeiten und in der Anpassungsfähigkeit, während wir mutig auf dem schmalen Grat zwischen dem Bekannten und dem Unbekannten balancieren.

Gefahr oder Inszenierung?

Dennoch appelliert das Sicherheitsargument an tief verwurzelte emotionale Ängste und Sorgen der Menschen, sei es die Angst vor Gewalt, Bedrohung oder Unsicherheit. Diese emotionale Resonanz führt immer wieder dazu, dass Menschen bereit sind, drastische Maßnahmen zu ergreifen oder Einschränkungen ihrer Freiheiten in Kauf zu nehmen, um ein Gefühl der Sicherheit zu erlangen.

Die Natur von Sicherheitsbedrohungen ist häufig komplex und entzieht sich oft einer klaren Quantifizierung. Dies erschwert es der Öffentlichkeit, objektiv einzuschätzen, wie ernst eine Bedrohung tatsächlich ist. In diesem Umfeld nutzen politische Entscheidungsträger diese Unsicherheit, um ihre eigene Interpretation der Situation zu fördern. Politische Führer bedienen sich wiederholt des Sicherheitsarguments, um die Stimmung in der Bevölkerung zu beeinflussen. Durch das Übertreiben von Bedrohungen oder das Aufbauschen von Gefahrenquellen gewinnen sie Zustimmung für ihre entschiedenen politischen Schritte.

Besonders in Krisensituationen oder bei vermeintlich drängenden Gefahren wird argumentiert, dass sofortiges Handeln unerlässlich sei, um potenziellen Schaden abzuwenden. Dies erzeugt einen Druck, der das rationale Denken und eine kritische Prüfung behindert, was wiederum politische Beeinflussung begünstigt. Hinzu kommt, dass politische Entscheidungen im Namen der Sicherheit in aller Regel hinter verschlossenen Türen getroffen werden, ohne ausreichende Transparenz oder Beteiligung der Öffentlichkeit. Dies verschafft politischen Akteuren den Spielraum, ihre eigene Agenda voranzutreiben, ohne Rechenschaft ablegen zu müssen.

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Der Mundschenk des Bösen

Im Zeitalter der Aufklärung, das von Vernunft, Wissenschaft, Freiheit und individuellen Rechten geprägt ist, sollte eine solche Entwicklung eigentlich nicht möglich sein. Doch gerade die Medien spielen bewusst eine wichtige und verwerfliche Rolle, indem sie mit dramatischen Schlagzeilen das Sicherheitsargument verstärken, Ängste schüren, Panik verbreiten und die Gesellschaft spalten. Aus dem Wachhund der Demokratie wurde der Kettenhund der Tyrannei.

Viele Sicherheitsfragen erfordern ein gewisses Maß an Fachwissen, um sie vollständig zu durchdringen. Politik und Medien machen sich diese Komplexität zunutze und verschweigen der Öffentlichkeit immer häufiger wichtige Fakten, um die eigene Sichtweise als alleinige Wahrheit darzustellen und Kritiker als uninformiert abzukanzeln.

Presseagenturen stehen zweifelsohne im Zentrum unseres Informationssystems, das auf Manipulation, Desinformation und selektiver Berichterstattung beruht. Diese agenturzentrierte Medienlandschaft fungiert als Werkzeug der Mächtigen, die durch die Kontrolle über den Nachrichtenfluss ihre Agenda vorantreiben.

Wenige riesige Akteure kontrollieren den Informationsfluss und erstickten alternative Perspektiven, indem sie die öffentliche Wahrnehmung in eine gefährlich eingeschränkte Richtung lenken. Diese Akteure propagieren eine verzerrte Realität, indem sie absichtlich Meinungen formen und bestimmte Geschichten unterdrücken. Die vermeintliche Informationsvielfalt ist nur eine Täuschung, da die meisten Medienunternehmen auf dieselben manipulierten Quellen zurückgreifen. Dieser perfide Kreislauf fördert eine homogene Berichterstattung, die durch ihre Einseitigkeit eine völlige Verzerrung der Wirklichkeit bewirkt.

Die Atlantik-Brücke wiederum, führt die Demokratie ad absurdum. Sie verzerrt die Prioritäten zugunsten einer westlichen Hegemonie, insbesondere der USA und wirft die Interessen anderer Weltregionen unbeirrt über Bord. Die hinter verschlossenen Türen getroffenen Entscheidungen zeugen von einem zynischen Mangel an Transparenz und demokratischer Beteiligung, während dominante Kräfte innerhalb dieser Brücke das Schicksal in ihre eigenen Hände nehmen und jegliche echte Vielfalt in Meinungen und Interessen niederwalzen.

Wenn Kritiker zu Staatsfeinden erklärt werden

Problematisch ist heute nicht nur, dass das Sicherheitsargument zunehmend als bloßer Vorwand für die Verfolgung politischer Agenden missbraucht wird – sei es im Zusammenhang mit Terrorismus, der COVID-19-Pandemie, dem Klimawandel oder dem Ukraine-Konflikt. Vielmehr zeichnet sich eine beunruhigende Entwicklung ab: Sowohl Bürger als auch Experten, die berechtigte Fragen an das gängige Sicherheitsnarrativ stellen, Widersprüche, unterschlagene Fakten oder gar Lügen aufdecken und mangelnde Transparenz anprangern, sehen sich nun einem bedrohlichen Umfeld ausgesetzt.

Die zunehmende Tendenz, Kritiker als «Bedrohung» oder «Gefahr» darzustellen, hat weitreichende Auswirkungen auf die Meinungsfreiheit und den demokratischen Diskurs. Individuen, die es wagen, den offiziellen Darstellungen zu widersprechen, werden allzu oft als Unruhestifter oder Verschwörungstheoretiker abgestempelt – ein Etikett, das dazu dient, ihre Anliegen zu marginalisieren und ihre Glaubwürdigkeit zu untergraben. Dies wiederum führt dazu, dass Menschen zögern, ihre berechtigten Bedenken öffentlich zu äußern, aus Angst vor sozialer Ausgrenzung oder beruflichen Konsequenzen.

Ein weiteres alarmierendes Merkmal dieser Entwicklung ist der Angriff auf die Integrität von Experten, die sachliche Kritik an den gängigen Narrativen üben und zur Zielscheibe von Diffamierungskampagnen werden. Wenn Experten ihre Bedenken äußern oder alternative Sichtweisen einbringen, werden sie heute als rechtsextrem, verschwörungstheoretisch, demokratie- und staatsfeindlich diffamiert. Diese Diskreditierung von Expertise untergräbt nicht nur den wissenschaftlichen Diskurs, sondern schwächt auch das Vertrauen der Öffentlichkeit in diejenigen, die in der Lage sind, evidenzbasierte Analysen durchzuführen.

Wehret den Anfängen

In bedrückender Wiederholung stoßen wir erneut das Tor zur Unmenschlichkeit auf und betreten erneut den altbekannten Pfad des Machtmissbrauchs. Unter dem Vorwand der Sicherheit lassen wir uns erneut von unseren Ängsten in das düstere Tal der Unterdrückung und des autoritären Handelns führen. Es ist eine traurige Ironie, dass wir gerade im Namen des Schutzes vor Gefahren oft jene Prinzipien opfern, die unsere Menschlichkeit und unsere moralische Integrität ausmachen sollten. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir aus der Geschichte lernen und uns bewusst dagegen auflehnen, auf diesem gefährlichen Pfad weiterzugehen.

Denn unsere Zeit unterscheidet sich in einem wesentlichen Punkt von allen früheren Epochen: Die Fortschritte der industriellen Revolution haben den Mächtigen von heute bedeutend erweiterte Mittel und Wege an die Hand gegeben, die Völker der Welt zu unterjochen. Wenn wir dieser Entwicklung freien Lauf lassen, droht uns ein Zeitalter unvorstellbarer Versklavung und Unterdrückung, wie es die Menschheit noch nie erlebt hat.

Jack Kabey